Essen für Viele – 1. Mission

Wir sind zurück!

Gestartet war unsere erste Mission „Essen für Viele“ mit unserer Feldküche am 29. Januar 2023 mit dem Ziel Mykolayiv. In den frühen Morgenstunden des 30. Januar wurde die Feldküche durch einen rückwärts fahrenden LKW an einer Raststätte in Летичів beschädigt. Was zunächst nach einer kleinen Sache aussah, erwuchs sich im weiteren Verlauf der Mission zu einem riesigen Problem. Durch die Wucht des sechsfachen (!) Aufpralls, was nur der Fahrer des LKW erklären kann, sind in der Feldküche Undichtigkeiten an den Dampfdruckbehältern aufgetreten. In der Folge konnten wir die Küche nicht dauerhaft im vollen Umfang nutzen und waren immer wieder gezwungen einen Reparaturservice anzusteuern. Leider hat sich durch den Unfall auch die Geometrie des Anhängers verzogen, so dass nunmehr umfangreiche Reparaturmaßnahmen in einer Fachwerkstatt erforderlich sind.

Trotzdem ist es uns gelungen, die von uns geplanten Mahlzeiten täglich pünktlich auszugeben. Durch intensive Zusammenarbeit mit örtlichen NGO wurde sowohl in der Großküche eines Gymnasiums in Mykolayiv als auch in den funktionsfähigen Kesseln der Feldküche gekocht was das Zeug hält.

Gekocht wurden im Wechsel:

  • Kartoffelsuppe mit Klößchen
  • Vareniki (gefüllte Teigtaschen) mit Smetana
  • Kartoffelpüree mit Gemüse
  • deftiger Gemüseeintopf

Zu jeder Portion gab es Brot und heißen Tee satt.

Eine Woche später erfolgte dann der Umzug nach Odessa. Hier konnten wir eine Hotelküche zur Vorbereitung mitbenutzen und anschließend vor dem Zentrum für Binnenflüchtlinge ebenfalls täglich bis zu, zum Teil über 2.000 Portionen verteilen.

In Cherson am Dnipro, wo sich die ukrainische Armee und die russischen Besatzsungstruppen an der Frontlinie gegenüberstehen, konnten wir mehrere Tage hintereinander sowohl die notleidende Bevölkerung als auch die ukrainischen Soldaten mit warmen Mahlzeiten versorgen. Die Stadt lag bei unserer Ankunft ruhig da, nichts war zu hören. So starteten wir am ersten Tag mit der Ausgabe direkt vor dem Rathaus der Stadt.

Am Ufer des Dnipro, unmittelbare Frontlinie, ‎20. ‎Februar ‎2023

Im späten Tagesverlauf waren wir in Schutzausrüstung an der Frontlinie, um uns persönlich ein Bild von der Situation zu machen. Von einer Sekunde auf die andere brach ein Höllensturm über unseren Köpfen aus. Beide Seiten feuerten über zwei Stunden lang mit Raketenwerfern, Mörsern und dem, was das Waffenarsenal hergab, aufeinander ein. Diese Stunden werden wir nie vergessen. In den darauffolgenden Tagen wiederholte sich dieser Wechsel zwischen absoluter Ruhe und brachialem Kriegsgedonner mehrfach.

Nach jeder Essenausgabe musste zuerst die gesamte Küche gereinigt werden. Das bedeutet, unsere Tage waren sehr lang. Spätestens um sieben Uhr begann jeder Tag, er endete nie vor elf Uhr in der Nacht. Weil in Cherson eine Ausgangssperre ab 19 Uhr gilt, konnten wir zwei Tage die Stadt nicht verlassen und mussten im Auto schlafen.

Das größte Problem ist die fehlende Wasserversorgung. Es gibt zwar für die Bevölkerung Versorgungsangebote, doch bei unseren großen Abnahmemengen wären wir Stunden um Stunden nur mit dem Zapfen des Wassers in Flaschen beschäftigt gewesen und hätten darüber hinaus das kappste Gut dezimiert. So mussten wir in den Supermärkten jeden Tag wieder große 6 Liter Flaschen einkaufen, um unseren Bedarf zu decken.

Das „technische Wasser“ aus der Wasserleitung ist nicht für den Verzehr und somit auch nicht für die Reinigung von Bedarfsgegenständen (Küchen und Küchenutensilien) geeignet.

Eingekauft hatten wir unsere Zutaten bei METRO und bei АТБ über die Kreditkarte unserer NGO. In Cherson gibt es im Augenblick keine günstigen Einkaufsmöglichkeiten, also wurden alle dafür notwendigen Zutaten im drei Fahrstunden entfernten Odessa beschafft.

In Mykolayiv ist der Einkauf bei АТБ möglich, trotzdem mussten wir auch hier häufiger nach Odessa zur METRO ausweichen, weil die von uns benötigten Mengen in diesen Supermärkten nicht ständig verfügbar waren. Manche Tage, an denen die Reinigungsarbeiten zu lange dauerten, fuhren wir am späten Abend noch alle geöffneten АТБ-Märkte ab, um die nötigen Zutaten einzukaufen. Diese Tage waren besonders ermüdend und beschwerlich.

Auch die Hotelkosten für die beiden Helferinnen wurden dank Spenden über unsere Kreditkarte abgerechnet. Der Missionsleiter hatte seine Übernachtungs- und Verpflegungskosten privat übernommen, um das knappe Budget zu schonen.

Wir werden in ca. drei Wochen zur nächsten Mission nach Cherson aufbrechen. Sollte die Feldküche bis dahin nicht repariert sein, werden wir ein für uns konfektioniertes Fertiggericht zukaufen, das wir vor Ort schnell und unkompliziert für täglich 2.000 Menschen austeilen können.

Update:
Wie es (Stand 20.2.2023) aussieht, werden wir lange haltbare große Portionen mit Fertiggerichten exklusiv für diesen Zweck abpacken und an den Standort Mykolaiv oder Odessa liefern lassen. Diese Mahlzeiten werden von uns dann heiß und mit Brot und weiteren Nahrungsmitteln als Paket an die Bedürftigen ausgegeben. Dadurch erreichen wir unterbrechungsfrei die von uns vorgesehene Menge von ca. 2.000 Mahlzeiten pro Tag. An den Kosten je Mahlzeit soll sich lt. Herstellern nichts ändern. Wir sind sicher, dass wir die Herausforderung meistern werden.

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  Kategorie: Projektarbeit ·Terra Vision